#om12: Was machen wir ohne Twitter?

Am Wochenende war in Kassel mal wieder diese openmind, die familiärste, gemütlichste, visionärste und unterhaltsamste Piraten-und-Netzaktivisten-Konferenz überhaupt. Es gibt dort auch immer einen Barcamp-Teil, und dieses Jahr habe ich mich entschlossen, eine Diskussion zum Thema »Was machen wir ohne Twitter?« zu initiieren.

Zur Zeit kann man nämlich beobachten, dass sich Twitter verändert. Einerseits legen Leute wegen der Atmosphäre und Diskussionskultur temporär oder weniger temporär ihre Accounts still (z.B. @dieKadda oder @plaetzchen), aber andererseits arbeitet auch Twitter selbst scheinbar gegen seine User: Schon seit über einem Jahr wird davon abgeraten, neue Twitter-Clients zu entwickeln, und jüngst läuten immer häufiger die Alarmglocken. Der populäre Drittanbieter-Client TweetBot darf nur noch 100.000 Benutzer haben. Der Clouddienste-Verknüpfelungs-Dienst IFTTT war gezwungen, seine Twitter-Integration größtenteils in die Tonne zu treten. Generell bekommt man den Eindruck, Twitter bewegt sich in Richtung Stars und Nachrichten statt Community und Diskussion.

Die Gefahr, die der Netzgemeinde™ daher möglicherweise droht: Twitter wird unbenutzbar, weil Features wegfallen, Gruppen ausgeschlossen werden oder das Ökosystem an Tools und Software verrottet. Also habe ich vorgeschlagen: Lasst uns mal darüber reden. Und zwar erst mal darüber, ob überhaupt Handlungsbedarf besteht, und dann darüber, was wir denn tun sollten und wann.

Obwohl für die Barcamp-Slots keine Aufzeichnung vorgesehen war, habe ich mal fix nen Audiorecorder auf den Tisch gepackt. Die Aufzeichnung ist akustisch nicht überragend, aber brauchbar. Hört sie euch an, wenn euch das Thema interessiert, ich werde die Ergebnisse jetzt nicht im Detail wiedergeben. (Ein eher minimalistisches Pad gab es auch.)

Nur so viel: Anscheinend sieht die Mehrheit der Anwesenden keinen dringenden Bedarf, einen Ersatz hochzuziehen, ich auch nicht mehr. Insbesondere stellt sich natürlich die Frage, was ein solcher Ersatz denn überhaupt sein könnte. Diaspora und StatusNet sind eher meh, und jetzt auf die Schnelle was aus dem Boden stampfen ist halt auch nicht drin.

Da die Piratenpartei wohl demnächst ihr eigenes identi.ca bekommt, ist zumindest eine Alternative „für Notfälle“ sichergestellt. Twitter wird sie nicht ersetzen.

Mehrheitsmeinung war stattdessen, dass irgendwann Der Neue Heiße Scheiß™ kommen wird, zu dem die User ganz von selbst wechseln werden (denn zwingen kann man sie eh nicht). Es wäre natürlich cool, wenn die Leute von uns, die sowas können, sich bei der Entwicklung eines solchen Dienstes einbringen könnten. Vielleicht interessiert euch auch das Projekt Social Swarm vom FoeBuD.

Oh, und eins noch: Kontaktiert doch bitte die Entwickler eurer Twitterclients, damit sie Unterstützung für StatusNet bzw. identi.ca einbauen. Die API ist kompatibel, so dass es gar nicht sooo viel Arbeit ist, das zu implementieren. Wir brauchen gute mobile Clients für StatusNet.

Erstellt: 23. 9. 2012, 22:42:02 (CEST)
Tags: German om12 barcamp Twitter API Alternative
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