Ein Glück, dass ich schon gegessen hatte, als mich das Radio darüber informierte, dass jetzt doch das Merkel Kanzlerette wird. Ich hatte ja die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Schröder die Union doch noch irgendwie um den Finger wickelt. Aber wie's nunmal so ist in Deutschland, wer am lautesten pienst bekommt schlussendlich was er will.

Was ich aber die ganze Zeit in meinen politischen Gedankenspielen übergangen hatte: Es geht ja nicht mehr wie noch vor der Wahl angenommen um rot-grün oder schwarz-gelb, sondern inzwischen ja um beides – gleichzeitig! Dass das natürlich nicht etwa bedeutet, dass das beste aus beiden Lagern zusammengeführt wird, sondern stattdessen beide jeweils ihren größten Müll, Verzeihung, ihre profilstärksten Spitzenpersönlichkeiten in irgendwelche Ämter schicken, das sollte jedem klar sein, der auch nur ansatzweise mal was von diesem Herrn Murphy gehört hat.

So ist die Frage nicht mehr "Innenotto oder Innengünther" (also "Pest oder Cholera"), sondern anscheinend läuft es jetzt auf Innengünther und Außenotto raus. Das mindert zwar dank hemmungsloser Unterwerfung und "Gleichheit im Geiste" drastisch die Wahrscheinlichkeit einer Invasion Deutschlands durch die USA und kurbelt die Verkaufszahlen von ISBN 3548234100 an, aber alle anderen Auswirkungen dürften sich als schmerzvoll, teuer und unsinnig erweisen.

Dazu kommen dann noch Zypries weiterhin als Justizministerin, die immer noch nichts gegen DRM und Rechtsverdrehung im Internet getan hat, Stoiber als Wirtschaftsminister (große Freude bei großen Unternehmen, die zum Dank natürlich die Wirtschaft wieder in Schwung bringen, scho klar) und vor allem Annette Schavan als Bildungsministerin. Auf letztere kann sich Deutschland ganz besonders freuen, als Baden-Württemberger hab' ich jahrelang ihre Auswirkungen miterlebt. Das heißt veraltete Lehrpläne, Bildungspolitik von Anno Dazumal, ein Lehrkräfte-Altersschnitt jenseits der 50 und generelles Chaos. Da zitiere ich immer wieder gern meine Deutschlehrerin, die gerade zum Thema Schavan mal gesagt hat: "Dann lass' mer se mit ihrer Bildungspolitik doch einfach mal auflaufen. Eure Kinner sin's noch net, meine sin' in 'nem anderen Bundesland, lass' mer se einfach mal auflaufen."