<:Per Anhalter durch die Galaxis - Review>

Was hab ich mich nicht geärgert, dass ich heute Nacht zur Premiere von Per Anhalter durch die Galaxis (The Hitchhiker's Guide to the Galaxy) meine Kamera nicht dabei hatte und mein Handyakku leer war. Zu gern hätte ich Fotos gemacht von den Kinobesuchern, von denen die Hälfte ein Handtuch umhängen hatte (mich eingeschlossen). Ein oder zwei Freaks waren sogar im Morgenmantel angereist, was echt cool aussah. Man hat ihnen angesehen: Fans, die sich freuen, endlich auch in Deutschland die Neuverfilmung eines ihrer Lieblingsbücher genießen zu können. Und sie wurden nicht enttäuscht.

Schon der für einen Science Fiction-Film untypische Anfang im Delphinarium, dessen musikalische Untermalung sehr an Monty Python erinnert, macht Lust auf mehr. Dazu kommt noch der Erzähler bzw. die Stimme des Guides, bei dem man sich fragt, ob es der selbe ist, wie schon damals für die BBC-Miniserie. Man fühlt sich heimisch, ist erinnert an die alten Zeiten, als man im Campingurlaub die Anhalter-Bücher gelesen hat oder mit der Freundin die TV-Serie schauend im Bett lag, aber der neue Anhalter ist optisch schöner, spritziger, neuer, auf Hochglanz poliert.

Kurze Zeit nach dem Vorspann findet man als Fan schon die erste Stelle, bei der der Film vom Buch abweicht: Um die Bauarbeiter davon abzuhalten, Arthurs Haus abzureißen, bringt Ford nicht etwa den Vorarbeiter Mr. Prosser dazu, sich vor den Bulldozer zu legen, sondern verteilt Bier an die Bauarbeiter. Das ist vielleicht ein bisschen weniger witzig als in der Miniserie, aber spart ein bisschen Zeit für die Gags, die den Rest des Films über noch kommen und ist daher auf jeden Fall verschmerzbar. Dafür entschädigt der Film einen doppelt und dreifach, indem er zeigt, wie Arthur Ford und auch Tricia McMillan damals kennengelernt hat, wie Zaphod die "Herz aus Gold" stiehlt, und auch den Wal und den Petunientopf auf Magrathea ausführlicher beleuchtet. Einige Szenen sind stark gekürzt (z.B. die langweiligen Stellen auf dem Vogonenschiff), mit dem Effekt, dass für den witzigen Kram mehr Zeit bleibt. Sogar eine Lovestory zwischen Trillian und Arthur findet noch Platz. Eine gute Entscheidung, wie ich finde.

Nach der Zerstörung der Erde (wunderbar gemacht: das Herauszoomen zum Darstellen der Vogonischen Bauflotte) bekommt der Film einen zweiten Vorspann, in der zum ersten Mal auch der Reiseführer gezeigt wird (zur alten Titelmelodie, neu aufgenommen - saugeil). Hier haben sich die Macher wirklich etwas einfallen lassen. Die "Benutzerführung" des Guides gefällt mir persönlich wahnsinnig, und ich freue mich schon auf irgendwelche Computerspiele zum Film, die dann hoffentlich das selbe Interface haben. Aber auch die Animationen zu den Erklärungen sind unterhaltsam und schön. Wenn h2g2 so aussehen würde, wäre die Wikipedia am Ende.

Von der Tricktechnik her erwänenswert sind sicherlich auch die Montagehalle auf Magrathea (genial: Bill Nighy als Slartibartfaß), aber auch die Unwahrscheinlichkeitsdrive-Sprünge ("Ford, ich glaube bin ein Sofa..."), bei denen einmal sogar... aber das wäre zu viel verraten. Auch die Aliens, die einem als Anhalter immer wieder über den Weg laufen, sind sehr überzeugend gemacht. Das liegt daran, dass auf computergenerierte Akteure verzichtet wurde, sondern es sich ausschließlich um Kostüme aus Jim Hensons "Creature Shop" handelt. Die Vogonen sind gruselig und hässlich, und bei den anderen Kreaturen fühlt man sich leicht an die Bar aus Star Wars erinnert. Sogar der alte Marvin bekommt eine Statistenrolle. Die von Douglas Adams für den Film noch mitentwickelte Figur des Humma Kavula (gespielt von John Malkovich) kann auch mit einigen netten Special Effects aufwarten, auch wenn man ihm das nicht auf den ersten Blick ansieht.

Von Humma Kavula, bei dem man irgendwie nicht so richtig weiß, was er in dem Film zu suchen hat, kann man sehr gut zum größten Kritikpunkt des Films überleiten: Die Story ist teilweise ein wenig dünn und man hat den Eindruck, sie wäre nur zum Verbinden der einzelnen Fun-Elemente da. Schlussendlich ist sie das auch, aber das muss man den Zuschauer doch nicht unbedingt spüren lassen. Ansonsten habe ich nicht wirklich viele Kritikpunkte gefunden. Dass Zaphod seinen zweiten Kopf nicht ständig zeigt, sondern dieser sich unterhalb des ersten befindet und sein "alter Ego" darstellt, das von Zeit zu Zeit herausschlüpft und fiese Kommentare ablässt, daran kann man sich gewöhnen. So sieht's auf jeden Fall besser aus als der künstliche Kopf aus der Miniserie, auch wenn niemand so schön "Polente." sagen kann wie er. Ach ja, und was diese komische Frau, die ständig mit den Vogonen die Besatzung der "Herz aus Gold" verfolgt, soll, ist mir auch nicht ganz klar.

Die Story führt unsere Helden nach dem Rauswurf aus dem Vogonenschiff (bei dieser Szene sind Lacher garantiert) und dem Aufgegabeltwerden durch Zaphod, Trillian und Marvin zuerst zu Humma Kavula, dann auf den Heimatplaneten der Vogonen, die Trillian entführten, und schließlich nach Magrathea (und von dort auf die Erde 2). Zwischendurch muss man sich als Zuschauer nie durch unlustige, langweilige Stellen quälen, sondern wird immer gut unterhalten. Das Gesicht von Zaphod mit der seltsamen Denkmaschine oder seine Anstalten, Arthurs Raumschiff auf der Erde zu starten; die armen kleinen Vogonenkrabben; die Unwahrscheinlichkeitsdrive-Sprünge; all das sind Kleinigkeiten, die dem Film seinen Charme geben und mich dazu bringen werden, mir gleich am ersten Tag die DVD zu holen. Von zehn möglichen Punkten würde ich dem Film eine Acht geben.

Ach ja, wer schon am Anfang vom Abspann (der übrigens mit "for Douglas" beginnt) das Kino verlässt, verpasst eine zusätzliche Guide-Animation...