<:"Eine Zensur findet nicht statt." - Jaja, du mich auch.>

Wie Heise und Golem berichten (sogar Slashdot hat's davon), haben sich jetzt die größten Suchmaschinenbetreiber in Deutschland, darunter AOL, Google, Lycos, T-Online und Yahoo (jeweils deren deutsche Töchter), dem bereits seit 1997 bestehenden "Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V." angeschlossen. Der Verein, dem inzwischen über 470 Mitglieder angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, "verbotene" Inhalte aus dem Internet zu verbannen (Details, detaillierte Definition). Der dafür angesetzte "Verhaltenskodex" entspringt der Feder unserer geliebten Bertelsmann-Stiftung. Effekt der ganzen Geschichte wird sein, dass über kurz oder lang potenziell "illegale" Seiten in Deutschland nur noch schwer zu finden sein werden. Gelöst werden soll das durch eine Blacklist von bösen Sites, die natürlich von niemandem geprüft werden kann, da sie nicht zur öffentlichen Einsicht verfügbar sein wird (irgendwo auch logisch).

Langsam wird's also Zeit zum Auswandern. Oder ne Revolution oder so. Dazu ein paar Zitate aus Kommentaren etc.:

I worry about my child and the Internet all the time, even though she's too young to have logged on yet. Here's what I worry about. I worry that 10 or 15 years from now, she will come to me and say "Daddy, where were you when they took freedom of the press away from the Internet?"
-- Mike Godwin

Nun, man nennt Zensur heute nur anders: Jugendschutz oder Gefahr der Volksverhetzung. Sind wir alle wirklich so unmündig, dass wir der Verbreitung kranker Gedanken nur durch Verbote begegnen können? Welch ein Menschenbild wird hier - abseits der hehren Ideale - offenbar. Ein Armutszeugnis, eine Kapitulation der Vernunft vor dem Instinkt. Was die Links auf Zwielichtiges angeht: Wer Freiheit will, muss auch in Kauf nehmen, dass sie missbraucht wird. Das ist der Preis der Freiheit, aber das geht wohl in viele Köpfe in diesem von obrigkeitsstaatlichem Denken geprägten Land nicht hinein.
-- "belanglos" im Heise-Forum

Denying the holocaust isn't hurting anyone, it's just like the moron professor who is running around saying that the people in the twin towers got what they deserved. It's insenitive, stupid, and detached from reality. But by giving these people freedom of speech you are giving them the rope to hang themselves with.
-- "JavaLord" in den Slashdot-Kommentaren

Ich war auch mit 16 zum ersten mal im "Netz" und Ja: Ich bin wohl auch des öfteren über Nacktbilder gestolpert (sowohl freiwillig als auch unfreiwillig) oder hab mir rotten.com angeschaut, weil jemand aus der Klasse sagte, dass es dort lustige Bilder gäbe. Und ich bin nie in Versuchung gekommen, soleche Bilder nachzuäffen, empfinge dadurch keinen seelischen Knax und habe meiner Meinung nach eine sehr gesunde Beziehung zu meiner Freundin.
-- "Christian Nobis" im Heise-Forum